Dienstag, 26. Juni 2007

hura, ein päckchen aus dem osten!

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einige dieser kommentare
haben ein schlimmes stück meiner kindheit memoriert. schlimmes ostmemory. ich hatte bedauerlicherweise verwandte in der "zone". phantome von drüben, 100sten grades, die ihre festtagspäckchen mit kaffee und anderen westdevotionalien von unschätzbarem wert mit ebenfalls festtagspäckchen aus ihrer region beglichen. eine unfaire rechnung, in unseren kinderaugen war das scheisse gegen scheisse. wir wussten ja noch nicht, wie super kaffee ist.
kinder und frauen immer zuerst, klar. meine schwester und ich bekamen diese riesigen pakete, hauptsächlich zu weihnachten. sie standen immer noch am 2. weihnachtstag zugeschnürt unterm baum, die nadeln rieselten schon herab. dann wurden die biester lustlos geöffnet. es kam stets das das gleiche gruselige zeuge zum vorschein: veb-spitzendeckchen, veb-sofakissenbezüge, die sorte aus vollstinkstoff an denen man auch mit kurzen fingernägeln fies hängenbleibt, veb gläseruntersetzer aus plaste und stofftaschentücher gefaltet in blisterpäcks, die nach 10 mal kochwäsche ihrer bügelfalten nicht verlustig gingen. insgesamt also unverzichtbare tools für 5-12 jährigen bälger.
gerochen hat das ganze auch nicht gut. ob es mottenpulver oder imprägniermittel war weiß ich nicht, nur das dieser mock mir als typischer zonengeruch in erinnerung blieb.
als ich so 12 war, hatte ostbrot tante elfriede (die gattin von onkel gustav) eine spitzeneingebung: in annahme, mädchen in meinem alter würden allesamt auf pferde abfahren, bekam ich einen fetten wälzer über gäule geschickt. ein geschenk, welches mir immer noch alle fragen und wünsche offenlässt. kein pferdebuch mit öden abenteuerstorys, in dem girls süchtig nach stallgeruch sind und auf ihre mumu schwören, niemals im leben ihr pferd zu vernachlässigen. in dem miese "große leute" ihren besten freund dem abdecker zuführen wollen und sie ihn gerade noch retten können. nö. es war ein fachbuch über pferdezucht, stutenbesamung, genetisches reinheitsgebot und rassenkunde. insgesamt ein schmuckloser brocken ohne tolerante bebilderung, das wär ja noch was gewesen. hab ich versäumt zu betonen, dass ich pferden schon damals nichts habe abgewinnen können, egal. das einzig interessante an pferden war meine damalige freundin claudia, die sich mit 14 von einen zigeunerjungen vom zirkus hat durchpimpern lassen um kostenneutral auf den bekloppten ponys reiten zu können. beim segeln heißt sowas: "hand für koje". leck mich fett, war das widerlich interessant. würg. eben gesehen, dass es den zirkus und den einreiter immer noch gibt. googeln ist grausam. jedenfalls hat mich claudia stets mit furchtbaren bumsgeschichten unterhalten, dank ihrer pferdesucht, die ich zum ausgleich tolerierte.
ah, das paket: neben diesem nutzlosen buch bekam ich noch eine besondere spezerei, schildkröten aus schokolade. die waren mit einer art karamel oder toffee gefüllt. sah aus wie poo-poo. nur einmal habe ich noch ein ähnlich schlechtes naschi im mund gehabt: haloren kugeln. sorry pulle. man bedenke, ich war 12 und nicht eben mit finanziellen mitteln gesegnet, jedoch mit einem naschihunger ausgestattet, der seinesgleichen suchte. ich war wirklich nicht sonderlich wählerisch, die schildkröten mussten in den müll.
dankesbriefe für die edlen zonenspender wurden nach diktat und unter murren verfasst. man kannte die ja auch gar nicht. als onkel gustav dann altersmäßig soweit war, durfte er in den westen zu besuch. da saß er dann immer mit gefalteten händen auf dem sofa, stumm und ekelhaft bescheiden. das war seine lauerstellung, denn er wollte nur eins: zu "plaza" und "wirklich nur gucken". bis ladenschluß. seinem traurigen ostblick konnte offenbar nicht widerstanden werden, denn er bekam stets irgendein elektrogerät zum rumdaddeln mit nach hause. er hatte außerdem spatige, hornige, gelbe lange fingernägel und ich war, nein alle waren freudig erregt wenn es für ihn kofferpacken-heimfahren nach rügen hieß. dort hatte er ein schickes haus und eine karnickelzucht in seinem kingsizegarten. aber fürs frohsein viel zu wenig kaffee und elektronik. irgendwann wurden die päckchen eingestellt, heute schnorre ich die postkarten (bild oben) von tante elfriede, die meine großmutter immer noch bekommt, die sind wenigstens ganz schick. und man darf mich bewundern und anbeten, das ganze habe ich ohne eine einzige spätere therapiestunde in anspruch zu nehmen durchgestanden. ich bin eben ne coole sau.