Mittwoch, 9. August 2006

loret de mar 1986 - ein mängelbericht

frau echse ist ne ganz liebe. sie ist nur zu 99% so abgebrüht wie es scheinen mag und deshalb muss ich als echter auspackprofi ihrer kuscheligen erinnerung an den sommer 1986 ein wenig nachhelfen.

der mittlerweile arbeitslose schauspieler mit dem unglaublichen gemächt, über den frau exe und ich uns kennenlernten war mein damaliger mitbewohner und frau exe war das beste an ihm. okay.

pullman-liegen
frau exe hatte im sommer 86 einen ausgewachsenen liebeskasperkummer. ihre besorgten eltern
konnten das elend ihrer tochter nicht mehr mitansehen und was lag näher, als verschickung für 2 x 150 schleifen.
loret de mar - schön billich, die freundin als betreuung mitgeschickt und schon fand man sich morgens früh um 6 in einem duften reisebus am zob in kiel wieder. die bequemen "pullman"-schlafliegen aus dem prospekt hatten die liebenden eltern überzeugt.

smelly
eingangs war der bus leer, jedoch hielt er quer durch deutschland an jeder telefonzelle um die jeweils örtlich größten assis einzusammeln. in süddeutschland steig "smelly" zu. es war ein jammer, smelly trug zwar sehr gut vorbereitet einen pre-pissed jogginganzug mit dem loret-logo in bleu, zog diesen für die nächsten 10 tage jedoch nicht aus. smelly eben.

no sleep til spanien
hingegen frau exes erinnerung dauerte die fahrt genau 28 schwere unbequeme stunden, bis der schwarze stier in den bergen sichtbar wurde. die pullmann schlafliegen entpuppten sich als fake. die schlafposition wich exakt einen zentimeter von der wachlage ab und der erste urlaubskrach bahnte sich als kampf um den fensterplatz an, der einem wenigstens erlaubte, den schädel an die verpilzte scheibe zu drücken. wir regelten das ganze dann professionell mit auf die uhr gucken, jeder eine stunde. abwechselnd. scheiss aufs schlafen.

sanitärkummer
schon wenige kilometer nach fahrtantritt konnte man das in den bus integrierte dixieklo nicht mehr betreten. grund: pipi, things from outer space, nasses papier und eine deutlich länger schon abgelaufene slipeinlage auf dem boden. busfahrer olaf bat laut bellend aber ergebnislos durch die busanlage um sofortige entsorgung des "surfbrettes".

das fummelbändchen
die in lübeck zugestiegene frau, jenseits des klimakteriums, hatte sich mit piccolo in eine redundanzschleife gezecht. alle 3 minuten schrie sie durch den bus: spiel doch mal engelbert! engelbert spielte aber leider längst seit 2 stunden.
frau exe hatte einen liebenswerten und ziemlich bescheuerten tick: ständig musste sie fummeln. zu diesem zweck bastelte sie aus geknoteter paketschnur fummelbänder, welche sie unentwegt zwischen den fingern hin und her fummelte. leider hatte sie versäumt sich ausreichend fummelproviant einzustecken. ein trauriges, schon schwarz gefummeltes bändchen war alles was sie hatte. leider verlor die kleine das bändchen auf dem nassen boden des dixieklos und jammerte. ich musste ihr den kleinen ausreisser wiederholen, ich muss jetzt noch ein bißchen weinen, wenn ich die wiedersehensfreude memoriere. sniff.

der stoff
den veterano, liebe frau exe hatte ich auf der rückreise im gepäck. es handelte sich dabei um die kostbare fracht von 14 literpullen, aufgeteilt in 10 x osborne und 4 x 103 (sien nie träss).

closet de mar
in "spananien" und "closet de mar", wie olaf so oft durch die busanlage witzelte, bis sich diese worte für immer auf meine festplatte eingebrannt hatten angekommen, bezogen wir unser zimmer. 2 betten mit hängemattencharakter, siffige schränke (auf den schränken hatte der offenbar schon vor jahren verstorbene haus-dj seine illustre plattensammlung gebunkert), ameisen, gemeinschaftsduschen auf dem flur, uns war alles scheissegal.

der jerker
die nächsten 10 tage bekamen wir übles essen, wurden schlecht bedient und haben uns dennoch amüsiert.
frau exe hatte sich vorgenommen als lederstrumpf zurückzukehren, insgeheim hoffte sie, dass der grund ihres kummers dann doch noch ein auge zudrücken würde (die rechnung ging übrigens auf), und lag konsequent mehr oder weniger nackig in der prallen sonne. (sie trug übrigens den ersten string, den ich je sah, bzw. ich hab mich nicht mehr eingekriegt vor lachen).
frau e. lag also und "broncierte", als ein geräusch mich aufmerken ließ. unglaublich, aber ein spanier hatte sich hinter den felsen an frau e. herangeschlichen , um auf sie zu starren und dabei 5 gegen willy zu spielen. natürlich reagierte ich sofort, frau echse erwachte und der spanacke verließ weiterwankend die szene. ich hatte frau e. davor gerettet vollgejerked zu werden.
daraufhin bauten wir aus unseren hotelbettlaken eine schöne semiprofessionelle wind/sichtschutzanlage, welche man hier (die spanische hotelputze testete ihre sicherheit!) ein bißchen erkennt:

so waren wir für die nächsten tage, von denen die erzählfreudige frau echse sicher noch einiges zu berichten weiß, sicher untergebracht.